Durch die aktive Förderung der Mitarbeiterschaft leisten Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit bzw. der eigenen Wirtschaftlichkeit. Aufgrund der Kompetenzen, die erweitert werden und der möglichen Förderung der Loyalität der Mitarbeitenden, wird der Erfolg und der zukünftige Fortbestand des Unternehmens gewährleistet. Es gehört zu den Aufgaben des Unternehmens, Maßnahmen in der Personalarbeit zu ergreifen, um die Mitarbeitenden langfristig an sich zu binden und als kompetenter Arbeitgeber und Geschäftspartner wahrgenommen zu werden.
Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass jedes Unternehmen seine eigene langfristige und überzeugende Personalentwicklungsstrategie benötigt. Mögliche Elemente einer solchen Strategie könnten unter Anderem Job Rotation, Job Enlargement und Job Enrichment sein.
Job Rotation als Maßnahme zur Mitarbeiterförderung
Unter Job Rotation versteht man einen systematischen Arbeitsplatztausch. So wird z.B. ein Mitarbeiter aus dem Rechnungswesen zunächst in der Abteilung Finanzbuchhaltung eingesetzt. In der Job Rotation wechselt er dann in regelmäßigen Intervallen in die Abteilungen Lohnbüro, Controlling und Betriebsbuchhaltung. Durch den Wechsel der Aufgaben innerhalb des Rechnungswesens ist es für den Mitarbeitenden möglich, seine Fachkenntnisse und Erfahrungen zu erweitern. Er erwirbt zusätzliche Qualifikationen und eine Arbeitsplatzmonotonie kann gar nicht erst entstehen. Zusätzlich wird durch die Job Rotation, da die Mitarbeiter ständig mit neuen Vorgesetzten und Kollegen konfrontiert werden, die soziale Kompetenz der Mitarbeitenden immer wieder angesprochen und weiter differenziert. Job Rotation lässt sich grundsätzlich auf alle Zielgruppen im Unternehmen anwenden. In der Praxis hat sich das Modell aber vor allem bei der Ausbildung von Führungskräften und Nachwuchskräften bewährt. So steht bei der Ausbildung von Nachwuchskräften vor allem das Erlernen der unterschiedlichen Qualifikationen sowie das Erkennen der Zusammenhänge im Unternehmen im Vordergrund. Führungskräfte sollen hingegen neuen Aufgaben gegenübergestellt werden und nach und nach daran gewöhnt werden, Verantwortung zu übernehmen. Es sollen weitere Kenntnisse vermittelt, die Flexibilität gesteigert und das Ressortdenken abgebaut werden. Durch Job Rotation erlangen die beteiligten Mitarbeitenden ständig neue Einblicke in unterschiedliche Unternehmensbereiche. Dies hat zum einen den Vorteil, dass Karrierechancen für die Mitarbeitenden steigen. Zum anderen hat es aber auch den Vorteil, dass durch die „neuen Mitarbeitenden“ neue Ideen in die Abteilungen hineingetragen werden und durch das gegenseitige persönliche und aufgabenbezogene Kennenlernen, das Verständnis und die Zusammenarbeit der Abteilungen untereinander wächst.
Job Enlargement
Beim Job Enlargement (zu Deutsch: Aufgabenerweiterung) wird der Arbeitsinhalt durch Hinzunahme von qualitativ gleichwertigen Tätigkeiten ausgeweitet. Dadurch entstehen größere Aufgabengebiete, die von der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter bereits beherrscht bzw. ohne größere Schwierigkeiten erlernt werden können. Job Enlargement wird vor allem bei einfacheren Tätigkeiten im Fertigungsbereich eingesetzt und wirkt damit dem System der Arbeitsteilung, der so genannten Fließbandarbeit, entgegen. Diese wurde seinerzeit unter dem Industriellen Frederick Winslow Taylor (1856-1915) in den Ford Werken eingeführt. Ziel war es damals, mittels Fließbandarbeit die Produktivität zu steigern, in dem die Arbeit der Mitarbeiter auf die Ausführung jeweils eines Arbeitsschrittes reduziert wurde. Jedoch ließ langfristig aufgrund der stets gleichförmigen und monotonen Arbeit die Motivation der Mitarbeiter nach, die sich aufgrund der “Zerstückelung” des Arbeitsprozesses mit dem Endprodukt nicht mehr identifizieren konnten. Die Folge war neben der Unzufriedenheit der Mitarbeitenden ein nachweisbarer Qualitätsverlust. Mit dem Instrument des Job Enlargements ist es möglich, sowohl die psychische als auch die physische Eintönigkeit, welche meist eine stärker begrenzte Arbeit zum Beispiel im Fertigungsbereich mit sich bringt, um die Ausweitung des Verantwortungsbereiches zu vermeiden.
Job Enrichment
Job Enrichment (zu Deutsch: Aufgabenbereicherung) ist eine Erweiterung des bisherigen Aufgabenbereiches des Mitarbeitenden. Dieser übernimmt aufgrund der Fördermaßnahme des Job Enrichments weitere Aufgaben und Tätigkeiten, die entweder einer höheren hierarchischen Ebene zugeordnet sind oder die inhaltlich anspruchsvoller sind. So werden z.B. Planungs-, Kontroll- und Entscheidungskompetenzen in die bereits bestehende Arbeitsaufgabe integriert. Aufgrund der Bereicherung seines Aufgabengebietes durch weitere anspruchsvolle Arbeitselemente, wird dem Mitarbeitenden die Chance geboten, interessantere Tätigkeiten auszuüben und seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Die Tätigkeit des durch Job Enrichment geförderten Mitarbeiters wandelt sich dahin gehend, dass der Mitarbeiter stärker Aufgaben delegiert, während die Fremdkontrolle seiner Arbeit abnimmt bzw. durch Eigenkontrolle ersetzt wird. Dieser Form der Mitarbeiterförderung liegt die Überzeugung zu Grunde, dass Menschen stets nach einem erweiterten Handlungsspielraum sowie größtmöglicher Selbstverwirklichung und Anerkennung streben und daher auf eine solche Chance mit noch höherer Motivation und sehr guten Leistungen reagieren.
Im Vergleich zu den bisher vorgestellten Förderungsmaßnahmen, ist Job Enrichment eine weitaus schwierigere und anspruchsvollere Veränderungsstrategie. Sie setzt komplexere Umsetzungsstrategien voraus. Die Problematik bei der Förderung der Mitarbeitenden durch Job Enrichment ist unter anderem der strukturelle Eingriff in das Arbeitsfeld des Mitarbeiters, der mit dieser Maßnahme einher geht. Des Weiteren können Schwierigkeiten auftreten, wenn sich der Mitarbeiter durch die Übernahme von komplexeren und anspruchsvolleren Aufgaben überfordert fühlt. Deshalb ist es von immenser Wichtigkeit, beim Job Enrichment die neu zu übernehmenden Tätigkeiten an den vorhandenen Potenzialen des Mitarbeiters zu orientieren. Eine genaue Bestimmung der Kompetenzen, Fähigkeiten und Potenziale des Mitarbeiters unterstützt die Entscheidung, ob das Job Enrichment tatsächlich das beste Angebot zur Förderung ist. Es gilt aufgrund der Ziele abzuwägen, ob die gewünschte Entwicklung des Mitarbeiters nicht ebenso effektiv jedoch wesentlich effizienter durch Job Enlargement oder Job Rotation herbeigeführt werden kann.
Maßnahmen zur Mitarbeiterförderung müssen nicht zwangsläufig einen Aufstieg in der Hierarchieebene nach sich ziehen. Deshalb spricht man bei dieser Form der Mitarbeiterförderung auch von einer horizontalen Umstrukturierung der Aufgabengebiete. Eine Förderung in Form von Job Rotation oder Job Enlargement verschafft den Mitarbeitern einen besseren Überblick über die Strukturen und Prozesse im Unternehmen. Daraus resultiert eine höhere Identifikation des Mitarbeiters mit dem Unternehmen, da er seinen Stellenwert bei der Herstellung des Produktes direkt erkennen kann. Nicht selten entwickelt sich daraus eine erhöhte Bereitschaft Verantwortung, auch hinsichtlich der Produktqualität, zu übernehmen und Optimierungen voranzutreiben.
Der aus der Aufstellung und Umsetzung der Maßnahmen zur Mitarbeiterförderung resultierende personelle, finanzielle und zeitliche Aufwand ist bei professioneller Herangehensweise immens und eine monetäre Messung der Erfolge ist nur bedingt möglich.
Und trotzdem: Nachweisbar bindet ein Unternehmen, das seinen Auftrag zur Mitarbeiterförderung ernst nimmt und durch gezielte Maßnahmen konsequent umsetzt, mehr Mitarbeitende und macht sich für zukünftige ArbeitnehmerInnen interessant. Denn fühlen sich die Mitarbeitende eines Unternehmens verstanden, ernst genommen sowie in ihrer Persönlichkeit anerkannt und gefördert, erhöht sich die Corporate Identity und das Commitment der Mitarbeiter gegenüber ihrem Arbeitgeber. Daraus entsteht eine Dynamik, die nicht zu unterschätzen ist. So werden z.B. Fehlerquoten gesenkt und Überstunden bis zu einem bestimmten Grad als Selbstverständlichkeit angesehen. Ein positives Betriebsklima, nachhaltiger Personaleinsatz, Effizienz-, Umsatz- und Gewinnsteigerungen des Unternehmens sind die logische Folge.