Depression am Arbeitsplatz

Es beginnt meist schleichend und trifft vorzugsweise Ihre besonders hilfsbereiten, aktiven und verantwortungsvollen Mitarbeiter (m/w/d): die Depression. Im Vergleich zu einer vorübergehenden emotionalen Verstimmung geht es bei Depressionen um eine langfristige Verschlechterung des Gemütszustandes.

Die Anzahl der in Deutschland bekannten Fälle ist in den letzten Jahren stark gestiegen (seit 2005 um rund 100%!). Grund hierfür ist, dass diese Krankheit in der Zwischenzeit anerkannt, besser diagnostizier- und damit behandelbar ist. Der Anteil psychisch bedingter Fehlzeiten an der gesamten Arbeitsunfähigkeit in den letzten Jahren stetig zugenommen. Ca. 15 % aller Arbeitsunfähigkeitstage sind auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, ihr Anteil hat sich zwischen 2000 und 2018 fast verdreifacht (Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2019). Damit sind psychische Erkrankungen der dritthäufigste Grund für Fehltage. Das Bundesministerium für Gesundheit schätzt die pro Jahr durch depressive Erkrankungsfälle anfallenden Arbeitsunfähigkeitstage auf etwa 11 Millionen.

Es obliegt Ihnen als Führungskraft bzw. als Personaler, Betroffene anzusprechen und Lösungen anzubieten. Wie erkennen Sie jedoch, dass einer Ihrer Mitarbeiter Hilfe benötigt?

Wir haben für Sie eine Übersicht erstellt, die Ihnen beim Erkennen dieser (nicht selten lebensbedrohenden) Krankheit Unterstützung bietet:

  • Betroffene können nur noch wenige Gefühle wahrnehmen – wirken wie gelähmt. Freude oder Hoffnung sind ihnen fremd.
  • Dunkle Gedanken machen sich breit und werden immer wieder thematisiert – oft neigen Menschen mit Depressionen auch dazu, die Schuld für negative Ereignisse ständig bei sich zu suchen.
  • Erschöpfungszustände sind an der Tagesordnung – selbst die Erledigung kleinster Aufgaben wird zum Drama und ist von Versagensangst und Ausflüchten begleitet.
  • Depressive Mitarbeiter ziehen sich immer mehr zurück, meiden gemeinsame Pausen oder Firmenevents wie Weihnachtsfeier oder Sommerfest.

Halten diese Zustände bei Ihrem Mitarbeiter für mehr als zwei Wochen an – ja werden vielleicht sogar intensiver – sollten Sie dringend handeln!

Wegschauen ist keine Lösung. Sprechen Sie Ihren Mitarbeiter lieber in einer passenden Situation behutsam an. Erwarten Sie zudem nicht zu viel: Vielleicht führt die Andeutung, dass Sie auf sein Problem aufmerksam geworden sind, im ersten Moment sogar zu einer drastischen Reaktion.

Bleiben Sie in jedem Fall ruhig und nehmen Sie es nicht persönlich. Reagieren Sie verständnisvoll, wenn sich Ihr Mitarbeiter vorerst noch mehr zurückzieht. Geben Sie ihm Zeit und Gelegenheit, sich zu öffnen. Verweisen Sie an Spezialisten für diese Krankheit:

Erster Anlaufpunkt sollte der Hausarzt, Facharzt oder Psychotherapeut sein. Sie können das Problem nicht für ihn lösen, hier ist professionelle Hilfe erforderlich! Und ganz wichtig: Sichern Sie dem Mitarbeiter Ihre Vertraulichkeit zu. Zwar ist es für viele Betroffene eine Entlastung, wenn sie ihre Krankheit offenbaren, statt mühevoll eine Fassade aufrecht zu erhalten. Aber das muss jeder für sich entscheiden.

Wir hoffen, Ihnen wertvolle Hinweise gegeben zu haben und sind selbstverständlich bei Fragen gern für Sie da.

Weitere Hilfe finden Sie auf der Website der Stiftung der Deutschen Depressionshilfe. Zudem möchten wir darauf hinweisen, dass einige Krankenkassen auch Unterstützung bei der Suche nach dem passenden Facharzt inklusive Hilfe bei der Terminvereinbarung anbieten.

Ich freue mich auf
unseren Austausch

achtwert Portrait Steffen Oechsle