Zugegeben: Arbeitszeugnisse, die nach Norm erstellt wurden, lesen sich häufig unrund. Die Vorgabe des Gesetzgebers zwingt die Ersteller zu einer wohlwollenden und ehrlichen Darstellung des Fachwissens, der Leistung und des Verhaltens Ihres Mitarbeiters (m/w/d) während der Anstellung in Ihrem Unternehmen.
Vor diesem Hintergrund hat sich eine Zeugnissprache entwickelt, die dabei helfen soll, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Werden abgewandelte Formulierungen verwendet, wird es gefährlich: Veränderte Texte oder Formatierungen geben Anlass zu Spekulationen. Sie tun also gut daran, sich an die Spielregeln zu halten.
Sind Sie trotz allen Vorschriften auch manchmal versucht, die Worte “stets”, “jederzeit” oder “immer” aus dem Text zu entfernen, um die Lesbarkeit zu verbessern? Dann begehen Sie einen groben Fehler! Werden diese Konstanten nicht bei jeder Bewertung verwendet, so dient dies der Codierung eines unvollständigen Fachwissens, einer wechselhaften Arbeitsweise oder eines launischen Verhaltens.
Ein Beispiel: Der viel strapazierte Satz: “… erledigte alle Aufgaben stets zur vollsten Zufriedenheit…” deutet ohne das Wort “stets” drauf hin, dass die Arbeitsleistung nicht auf konstant hohem Niveau war.
Ein weiteres Beispiel: “… war die Arbeitsweise zügig und jederzeit präzise…” Da das Wort “jederzeit” erst vor der zweiten Wertung steht, bedeutet diese Formulierung, dass der Mitarbeiter zwar immer genau gearbeitet hat, jedoch nicht immer termingerecht Ergebnisse lieferte.
Alle drei Konstanten sind gleichwertig und sollten am besten abwechselnd verwendet werden, um so die Lesbarkeit zu optimieren. Wir empfehlen Ihnen, vor JEDER Wertung bzw. JEDEM Wertungsblock (“zuverlässig, flexibel und belastbar”), die Konstanten “stets”, “jederzeit” oder “immer” zu verwenden, falls Sie eine gleichbleibende Wertung des Fachwissens, der Arbeitsweise und des Sozialverhaltens dokumentieren möchten.
Wenn Sie, diesem Grundsatz folgend, nun noch ein besonders gutes Zeugnis schreiben möchten, brauchen Sie nach der Konstanten lediglich noch eine Steigerung (für die Zeugnisnote 2) bzw. eine Höchststeigerung (für die Zeugnisnote 1) einfügen.
Ein Beispiel für eine 2-er Formulierung: “… handelte stets sehr verantwortungsvoll und ausnehmend gewissenhaft …”
Ein Bespiel für eine 1-er Formulierung: “… handelte stets überaus verantwortungsvoll und höchst gewissenhaft …”
Sicherlich ist Ihnen die Situation auch bekannt, in der Sie kein einwandfreies Zeugnis schreiben können. Stellen Sie sich z. B. vor, Sie erstellen einem Mitarbeiter (m/w/d) ein Zeugnis, dem Sie wegen ständiger Unpünktlichkeit kündigen. Möchten Sie der Vorschrift des Gesetzgebers nachkommen und ein ehrliches Zeugnis erstellen, so müssen Sie die Unpünktlichkeit erwähnen. Dann ist das Zeugnis aber nicht mehr wohlwollend und damit auch nicht mehr gesetzeskonform. Durch das gezielte Auslassen der Konstanten können Sie nun einen eindeutigen Hinweis geben (z. B. “… war er pünktlich sowie stets fleißig und hilfsbereit…”).
Wir hoffen, Ihnen mit diesem Einblick einen wichtigen Hinweis für Ihre Zeugniserstellung gegeben zu haben und sind bei Fragen zu Arbeitszeugnissen selbstverständlich gerne für Sie da.